In Verbindung mit dem Kulturellen nimmt Stadt eine zentrale Position ein, da sie sowohl Reservoir, als auch Vermittler kultureller Erscheinungsformen ist. Die »Bühne Stadt« bildet in diesem Sinne nicht nur das städtebauliche und architektonische Umfeld für Kultur, sondern zugleich einen Treffpunkt für soziale und kulturelle Praktiken unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen.
Im Zentrum der Veranstaltung wird daher das Spannungsfeld von Kulturangebot im öffentlichen Raum und dessen Aneignung durch unterschiedliche Nutzergruppen – wie öffentliche Verwaltung, private Wirtschaft, auswärtige Besucher oder ansässige Bevölkerung – stehen. Die daraus resultierende Vielfalt an Bedeutungsproduktionen und mögliche Nutzungskonflikte werfen beispielsweise folgende Fragen auf, die im Rahmen des Salons zur Diskussion stehen.
Welche Raum-Angebote bestehen in der Stadt?
In den Innenstädten findet eine Steigerung des Konsum- und Erlebniswertes im Zuge der Privatisierung des öffentlichen Raums statt. Durch die Gestaltung von Einkaufspassagen, die verstärkte Ansiedlung von Gastronomie oder spektakuläre Ausstellungen werden innerstädtische Erlebniswelten inszeniert, während andere Stadtquartiere vernachlässigt werden. Gleichzeitig entstehen durch Schrumpfungsprozesse in den Städten (Frei-)Räume, die vielleicht neue Möglichkeiten für Kultur eröffnen.
Welche Formen der Aneignung sind innerhalb der Städte zu beobachten?
Mit der Aufwertung innenstadtnaher Bereiche ist häufig die Konzentration bestimmter Milieus und Teilkulturen zu Lasten anderer zu beobachten. Muss eine Aneignung von Raum – sei es direkt oder symbolisch – zwangsläufig eine Ausgrenzung bedeuten, oder entstehen neben Verdrängungsprozessen auch Koalitionen und Synergieeffekte? Wie verändert sich eine Stadt, wenn die kulturelle Vielfalt in einzelnen städtischen Räumen verloren geht?
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Welche Rolle spielt Kulturpolitik bei der Vitalisierung des urbanen Raums?
Neben anderen Funktionen dient Kultur als verbindendes Element in einer ausdifferenzierten Gesellschaft. Sie schafft neue Sinninhalte und überbrückt gesellschaftliche Widersprüche. Zugleich wird Kultur im Rahmen der Stadtentwicklung verstärkt als Wirtschafts- und Standortfaktor im Wettbewerb um Besucher, Investoren und Arbeitsplätze betrachtet.
Welche Funktion soll die städtische Kulturpolitik in Zukunft ausüben? Inwieweit soll und kann sie beispielsweise ökonomische Zwänge und kulturelle Interessen so verbinden, dass eine städtische Vielfalt bewahrt und gefördert wird?
Es diskutieren:
- Albrecht Göschel, Soziologe, Deutsches Institut für Urbanistik in Berlin
- Regina Bittner, Kulturwissenschaftlerin, Stiftung Bauhaus Dessau
- Ulrike Kremeier, Kunsthistorikerin, Künstlerische Leitung des Büros plattform
- Gunnar Volkmann, Architekt, KunstRäume Leipzig e.V.
- Roman Retzbach, Zukunftsforscher, Leiter des Future-Institute
- Moderation:
Harald Stricker, Architekt, Professor an der HTWK Leipzig
Der 5. Kulturpolitische Salon findet am 10. September 2004 in der Oper Leipzig statt. Der Einlass beginnt um 18:30 Uhr. Der Eintritt ist wie immer frei.
Eine kurze Rückschau zum 5. Kulturpolitischen Salon
Bericht der Leipziger Volkszeitung zu diesem Salon
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