Kultur schafft Identität. Aber wie erhält der Einzelne Zugang zu ihr? Durch die Vermittlungsleistungen von Elternhaus und Schule – ist hier die klassische Antwort. Dass jedoch die Ressourcen von Eltern aus bildungsfernen Schichten hier nicht ausreichen, ist hinlänglich bekannt. Dennoch ist die kulturelle Bildung in der aktuell allseits flammend geführten Debatte über die Zukunft unserer Schulen und unseres Bildungssystems ein eher randständiges Thema. Große Untersuchungen wie die Pisa-Studie bewerten und vergleichen bislang nur die Basiskompetenzen der Schüler, also naturwissenschaftlich-mathematische Fähigkeiten und Lesekompetenzen. Aber was passiert mit den Fähigkeiten, die sich einer zahlenmäßigen oder unmittelbaren Evaluation entziehen, jedoch trotzdem zu unserem Bildungsideal gehören – mindestens seit Wilhelm von Humboldt. Versteht man kulturelle Bildung nicht nur als Vermittlung eines irgendwie festgelegten Kanons an Wissen über die kulturellen Grundlagen der eigenen Gesellschaft sondern als ein Weg, über die Auseinandersetzung und Aneignung von Kunst die eigene Kreativität zu entfalten, wird das Potential schnell offenbar. Die Künste thematisieren frühzeitig die sich stetig verändernden Bedingungen unserer Umwelt. Ihre Sensibilisierung für diesen Bereich ist enorm und entsteht erst aufgrund der Bewegung jenseits eingefahrener Standards. Genau dies aber: unkonventionelle, innovative Lösungen für neue Probleme und Herausforderungen zu finden, erwartet man heute von den Schulabgängern und man redet der Kreativität als neue Basiskompetenz das Wort. Bietet also kulturelle Bildung nicht schon an sich ein Lösungskonzept für die gegenwärtige Misere der deutschen Schulen? Kann sich die Aufgabe der Erziehung eine Vernachlässigung der kulturellen Bereiche überhaupt leisten? Andererseits bleibt die Frage, ob die mögliche Potenz der Kunst für die Vermittlung von Kreativität und Innovationsfreude innerhalb der Institution Schule überhaupt adäquat umgesetzt werden kann und soll. Vielleicht entsteht in der Realität eine tiefe Kluft zwischen gut gemeint und gut gemacht. Und vielfach ist von einer unzulässigen Indienstnahme der Künste für ökonomische Verwertungsinteressen die Rede. Sollte sich die Schulbildung daher auf die anrechenbaren Basiskompetenzen beschränken, um die mit den weichen Faktoren verbundene »Willkür« der Lehrer in dem wichtigen Feld der Persönlichkeitsbildung zu vermeiden, auch und gerade unter Aufgabe einiger hehrer Ideale? In diesem weiten Spannungsfeld bewegt sich das zu veranstaltende Podium zum Thema Kulturelle Bildung in der Musikschule Leipzig Johann Sebastian Bach. Gäste aus Politik, Schule, Wissenschaft und Kultur – siehe Anlage Personenbeschreibung – diskutieren über die Chancen und Risiken der stärkeren Implementierung der Künste im Schulunterricht jenseits der parteipolitischen Debatten über die richtige Schulform. Dabei sollen speziell die Lehrerausbildung, die Lehrpläne, die politischen Vorgaben für die häufige institutionelle Umgestaltung aber auch die Möglichkeiten des ausgeweiteten Engagements der Kulturinstitutionen oder deren Kooperation mit der Schule thematisiert werden. Das Publikum – angestrebt sind 100 Personen – ist dabei wie bei jedem Kulturpolitischen Salon eingeladen, sich an der Diskussion lebhaft zu beteiligen. |
Bereiche für die Diskussion könnten sein:
Es diskutieren
Der Kulturpolitische Salon der Regionalgruppe Sachsen/Leipzig der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V. geht 2007 auf Tour. Die zweite Station ist der Konzertsaal der Musikschule Johann Sebastian Bach. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr (Einlass 19.30 Uhr). Der Eintritt ist wie immer frei.
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