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XI. KULTURPOLITISCHER SALON

VERLUSTGESCHICHTEN? ERINNERUNGSKULTUREN IM ÖSTLICHEN EUROPA

15. September 2006, Konzertfoyer der Oper Leipzig

Vertreter aus dem Baltikum, aus Armenien und vom Balkan berichten über Erinnerungspolitiken und Formen der Ausblendung und Zerstörung in ihrer Heimat. Wir stellen unseren Gästen provokant die Frage: Sind osteuropäische Erinnerungskulturen durch Verlusterzählungen geprägt? Ob übersteigerte Konstruktionen nationaler Mythen Nachwehen von Unterdrückung und Fremdbestimmung sind, werden Schriftsteller und Publizisten aus Osteuropa diskutieren.

Die Aktualisierung nationaler Geschichte hat im östlichen Europa Konjunktur. Beispiele dafür sind zahlreich: die von der nationalkonservativen Regierung in Polen geforderte IV. Republik, die nach den friedlichen Revolutionen in der Ukraine und in Georgien ebenso wie im postjugoslawischen Serbien begonnene Debatte um die »richtige« nationale Identität, schließlich die in den baltischen Staaten mit dem Beitritt zur EU proklamierte »Rückkehr« nach Europa. Der XI. Kulturpolitische Salon will aktuelle Entwicklungen in der Erinnerungskultur und Erinnerungspolitik mit Schriftstellern und Publizisten aus dem Baltikum, vom Balkan und aus Armenien diskutieren. Sie sind eingeladen, über Nachwehen von Fremdbestimmung, Konstruktionen nationaler Mythen und neue Identitäten im 21. Jahrhundert zu berichten. Erinnerungskultur soll dabei nicht ausschließlich als Geschichtskonstruktion verstanden werden. Vielmehr basiert sie in jedem der vertretenen Völker auf realen historischen Erfahrungen und deren Deutung im Kontext politischer und sozialer Umwälzungen.

Die Podiumsgäste werden aus ihren spezifischen Erfahrungsräumen und Erinnerungskulturen berichten, die in der Regel nicht im Mittelpunkt westlicher Wahrnehmung stehen. Im Gespräch sollen generelle Tendenzen für das östliche Europa herausgearbeitet und im Vergleich mit Formen der Erinnerung in Armenien diskutiert werden. Welche Räume und historische Perioden stehen im Mittelpunkt der Erinnerungsdebatten in den einzelnen Ländern? Welchen Einfluss besitzen sie auf das nationale, kulturelle Selbstverständnis? Welche Aspekte der eigenen und fremden Geschichte werden – im Sinne offizieller Erinnerungspolitik – politisch befördert, welche ignoriert oder sogar stigmatisiert? Wir stellen unseren Gästen provokant die Frage: Sind osteuropäische Erinnerungskulturen durch historische Verlusterfahrungen geprägt?

Der Kulturpolitische Salon beschäftigt sich nicht zuletzt mit der Frage, welche kulturpolitischen Konzepte bei der Schaffung neuer und der Infragestellung tradierter Erinnerungsgemeinschaften im östlichen Europa anzuwenden wären.

Das Podium wird besetzt sein mit:

  • Jolita Venckute, Deutschland-Korrespondentin der größten litauischen Tageszeitung »Lietuvos rytas«
  • László Végel, ungarischer Schriftsteller, Dramaturg und Journalist aus dem nordserbischen Novi Sad
  • Mihran Dabag, Direktor des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum
  • Stevan Tontic, Schriftsteller, Philosoph und Verlagslektor aus Sarajevo
  • Moderation:
    Stefan Troebst, Professor für Kulturstudien Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig

Der XI. Kulturpolitische Salon findet am 15. September 2006 um 20 Uhr in der  Oper Leipzig statt.

 

Eine kurze Rückschau zum XI. Kulturpolitischen Salon